Ein Leben, unser Leben

Dieses Heft enthält Auszüge aus Interviews mit Joseph Wresinski aus dem Jahr 1987. Die erste Ausgabe erschien 1989 für die Delegierten der Vierten Welt, die nach Rom gereist sind, um Papst Johannes-Paul II. zu treffen.

Niemals sicher sein, das behalten zu können, was man liebt

Eine Erinnerung aus meiner Kindheit: Wir hatten einen Distelfink verletzt gefunden und mit nach Hause gebracht. Dort setzten wir ihn in einen Käfig, gaben ihm Körner, Wasser und pflegten ihn gesund. Wir mochten ihn gern und er sang. Vor allem Mutter machte er glücklich.

Doch dann kam eine schwere Zeit: Vater schrieb nicht mehr, wir hatten kein Geld und waren nun wirklich im Elend. Mutter weinte und wir Kinder verstanden nicht, was uns geschah, wussten nicht, was wir für sie tun könnten.

Ich stahl Blumen, um Mutter ein wenig Freude zu machen, ich ließ bei der Metzgerin ein paar Sous* mitgehen, um Mutter eine Kleinigkeit zu kaufen, aber sie blieb voller Sorge. Eines Tages wurde es endlich besser, die Sonne kam wieder zum Vorschein. Da schauten wir auch wieder nach dem Vogel. Stille. Er war tot. In unserem Kummer hatten wir ihn ganz vergessen.

Das ist das Elend: Niemals sicher sein, das behalten zu können, was man liebt.

*Münzen, Cents

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