Noisy-le-Grand, 14. Juli 1956

„An jenem 14. Juli 1956 bin ich ins Unglück eingetreten …“

Zitat von Joseph Wresinski im Video „Ich lege Zeugnis ab“

„Ich bin Priester. Mein Bischof hat mich nach Noisy-le-Grand, einem Vorort von Paris, geschickt. Dorthin bin ich zum ersten Mal am 14. Juli 1956 gekommen. Die Familien, die ich dort traf, erinnerten mich an das Elend meiner Mutter. Die Kinder, die mich vom ersten Augenblick an in Beschlag genommen haben, das war meine Schwester, das war ich, 40 Jahre zuvor in der Stadt Angers.

Seitdem haben die Familien dieser Siedlung alles beeinflusst, was ich für ihre Befreiung unternommen habe. Sie haben mich in Beschlag genommen, sie haben mich gedrängt, sie haben mich dazu gebracht, mit ihnen eine Bewegung zu gründen. Sie haben sich eine Identität gegeben, indem sie sich einen Namen wählten: die Vierte Welt.

An jenem 14. Juli 1956 bin ich ins Unglück eingetreten. An jenem Tag habe ich mir geschworen, diese Familien der Gesellschaft vor Augen zu fuhren, menschenwürdige Wohnungen für sie zu erlangen, Arbeit für die Erwachsenen, einen Beruf für die Jugendlichen und für die Kinder Schulen, wo sie endlich etwas lernen würden.

An jenem Tag entschied ich mich für den Weg, den ich gehen wollte, damit die Ärmsten einen anerkannten und geachteten Platz in der Gesellschaft hätten: Ich würde mit ihnen die Stufen der UNO, der UNESCO, der UNICEF, des Europarates, des Vatikans und der ILO emporsteigen, um ihrer Stimme Gehör zu verschaffen.

Dank der Familien bin ich diesen Weg bis ans Ziel gegangen. Dank auch der Männer und der Frauen, die sich uns angeschlossen haben.“

 

Der Film „Ich lege Zeugnis ab“ (ATD Vierte Welt, 1989, Kopie von VHS, 27 Min.) berichtet, wie es zum Welttag zur Überwindung der Armut am 17.Oktober und zu der Gedenktafel auf dem Platz der Menschenrechte in Paris kam.
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