Père Joseph schreibt an die Kinder

Dessin Annelies Wuillemin

„Ihr Kinder seid kleine Sonnen“

Der folgende Ausschnitt aus dem Buch „Joseph“ von Annelies Wuillemin  erzählt woher der Name „Tapori“ für die Kinderbewegung von ATD Vierte Welt stammt. Er enthält mehrere Zitate von Joseph Wresinski aus Rundbriefen an die Kinder.

1965. Père Joseph macht eine Reise in ein riesiges, schönes Land: Indien. Er will dort die Leute aufsuchen, die sich mit den Ärmsten des Landes engagieren. …

In Bombay begegnet Père Joseph einem Mann, der ihn mit Kindern bekannt macht, die auf der Strasse Leben. Der Mann heisst Pater Francès. Er erklärt: „Die Leute haben diesen Kindern einen Schimpfnamen gegeben: Tapori. Aber ich weiss, dass sie äusserst mutig sind.“ …

Père Joseph bewahrt diese Kinder tief in seinem Herzen. Trotz Obdachlosigkeit, Unsicherheit und der Verachtung der andern sind sie immer noch fähig, einander zu helfen, einander glücklich zu machen.

Und eines Tages erzählt Père Joseph in einem seiner Rundbriefe an die Kinder von seiner Begegnung mit den Tapori in Bombay. Am Ende des Briefes schreibt er:

„Sie haben uns etwas beizubringen, diese kleinen Tapori, die nichts haben. Es gelingt ihnen, sich durchzuschlagen und sich sogar gegenseitig zu helfen. Auch wir könnten Tapori sein: aus praktisch nichts wollen wir eine Welt aufbauen, in der es kein Elend mehr gibt. Wir sind reich an Hoffnung, Mut und Freundschaft.“ …

Immer ermuntert Père Joseph die Kinder, auf diejenigen zuzugehen, die Kummer haben, auf diejenigen, die ohne Freunde sind. Er findet dafür sehr schöne Worte:

„Ihr Kinder seid kleine Sonnen, die singen und lachen, um diejenigen zu trösten, die Kummer haben. Ihr habt Glück, denn euer Herz wird jedes Jahr grösser.“

„Wenn ich an euch Kinder denke, macht mir das Mut, denn ich weiss, dass ihr glücklich sein wollt. Ich weiss, dass dank euch die Freundschaft die Herzen aller Menschen gewinnen kann.“

„Elend und Not sind nicht wie Regen und Sonne. Man kann beschliessen, dass sie weggehen und verschwinden sollen. Natürlich kann man das nicht allein, aber alle zusammen. Man braucht dazu keine grossen Dinge zu tun. Man braucht keine Glanzleistungen zu vollbringen. Man kann einander begegnen und sich zusammenschliessen, damit das Leben fröhlich wird, damit alle lesen und schreiben lernen und geliebt werden. Genau das wollen die Tapori, arme und reiche Kinder von überall: Sie wollen eine geschwisterliche Welt aufbauen.“

Aus: Annelis Wuillemin, Joseph, Vierte Welt Verlag, Paris 1999, Seiten 138-142.

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